Leichenoper
"Der süße Duft kommt nicht von Rosen" genannt "Leichenoper"
Song-Oper für Schauspieler/Sänger, Chor und Orchester von Christoph Schambach
Text: Daniel Morgenroth
Uraufführung: 29.04.1989, Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin Ost
danach von der DDR-Zensur verboten
erste öffentliche Uraufführung: 06./07.01.1990 Kino "Babylon" Berlin; Regie: Peter Dehler
Fernsehproduktion des DFF im Juli/August 1990, Ausstrahlung Oktober 1990
Kritikerpreis der Berliner Zeitung 1990
In den letzten Tagen der DDR entstanden, an der Schauspielhochschule in Ost-Berlin uraufgeführt, von der Zensur verboten, gleich nach der Wende im Januar 1990 erstmals öffentlich aufgeführt, war die Leichenoper schon damals ein so durchschlagender Erfolg, dass sie das Deutsche Theater Berlin umgehend als Gastspiel ans eigene Haus holte. Dort lief sie viele Monate, stets ausverkauft.
Sie erhielt 1990 den Kritikerpreis der Berliner Zeitung und wurde in einer letzten Fernsehproduktion der DDR vom DFF aufgezeichnet.
Aktuell ist die Leichenoper zu sehen an der Puppenbühne Halle (Saale) in der Regie von Matthias Brenner, die Tonaufnahmen spielten die Staatskapelle und der Opernchor Halle ein.
Inhalt:
Die Beamten - Eheleute Rohmayer bemerken eines Morgens den
regungslosen Bürgermeister Leopold Bärentau in ihrem Schlafzimmer. Schläft er nur oder ist er gar tot? Wie kam er dort hin? Und vor allem: Wie kommt er dort wieder weg?
Im weiteren Verlauf tauchen allerlei Figuren in Form von “geflügelten Worten” auf und jagen den verkaterten Hans Rohmayer und seine ehrgeizige Ehefrau durch ein Wechselbad der Gefühle. Die "Linie des Schicksals" führt von der "Leiche im Keller" mit dem "Mittel zum Zweck" über den "kleinen Unterschied" unter den "Augen des Gesetztes" mit der "Angst im Nacken" durch allerlei mehr geflügelte Worte bzw. Lieder vorbei am "Gipfel der Geschmacklosigkeit" bis zur bitteren "Stunde der Wahrheit".
Wird Herr Rohmayer befördert oder verhaftet? Weiß er, wie er sich als guter Beamter zu verhalten hat oder lässt er sich nach und nach korrumpieren?
"Ein jeder hat seine Leiche im Keller... du auch!" sagt gleich zu Beginn der Titelsong. Bist du bereit, für deine Karriere über Leichen zu gehen?
Die Thematik der Songoper ist aktueller denn je, sie hat bis heute an erschreckender Brisanz nichts verloren.
Verpackt in eine kurzweilige, außerordentlich amüsante Handlung, getragen von großartiger Musik mit Ohrwurmgarantie, ist diese schwarzhumorige, gesellschaftskritische Satire vor allem ein Stück köstlich unterhaltsamen Musiktheaters. Das beweisen die Standing Ovations und regelmäßig ausverkauften Vorstellungen.
Hören Sie selbst!
Drei kurze Ausschnitte, die einen musikalischen Eindruck vermitteln - melodiös oder schmissig, immer passend zum Seelenleben der Protagonisten.
1. "Der kleine Unterschied" (Refrain instrumental)
2. "Die Augen des Gesetzes" (Ausschnitt)
3. Nachspiel 1. Akt (gekürzt)
Die Autoren:
Daniel Morgenroth (Libretto) und Christoph Schambach (Musik) lernten sich kennen während ihres Wehrersatzdienstes bei den waffenlosen Bausoldaten der DDR. Daraus entwickelte sich nicht nur eine lange Freundschaft, sondern auch eine äußerst kreative und erfolgreiche Zusammenarbeit. Daniel Morgenroth studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst “Ernst Busch” in Berlin, wo Christoph Schambach ein ergänzendes Studium in Schauspielkomposition absolvierte, parallel zu seinem Studium in Komposition, Tonsatz und Dirigieren an der Hochschule für Musik “Franz Liszt” in Weimar. Anschließend gingen beide ans Deutsche Theater Berlin und noch heute stehen sie gelegentlich mit gemeinsamen Programmen auf der Bühne.
Verbunden auf der Suche nach Haltung und Anstand in politisch schwierigen Zeiten fanden sie damals ihren Ausdruck in Wort und Musik auf kongeniale Weise. Als junge Künstler schrieben sie sich den Frust über ein politisches System von der Seele und kreierten damit ein Werk, welches menschliche Schwächen so gekonnt aufs Korn nimmt, dass es zeitloser ist, als sie es damals ahnen konnten.
Eine ausführliche Beschreibung zur Entstehungsgeschichte, erzählt vom Komponisten selbst, findet sich auf seiner Website:
Aufführungsrechte, Partitur, Libretto sowie Orchestermaterial auf Anfrage über unseren Kontakt
Die Leichenoper
" ... das seit Bert Brechts Dreigroschenoper wohl originellste Musiktheater... " Holger Karlson 1990
" ... ein Wurf mit Kultpotenzial... " Joachim Lange 2024