
1. Sinfonie "Bekenntnis"

"So begierig ich auf manchen Wegen nach Erlösung, nach Vergessen und Befreiung suchte, so sehr ich nach Gott, nach Erkenntnis und Frieden dürstete, gefunden habe ich das alles nur in der Musik.”
[Hermann Hesse]

Sinfonie in 4 Sätzen für großes Orchester von Christoph Schambach
Sätze:
1. Allegro ma non troppo
2. Scherzo. Allegro con fuoco - Trio. Moderato - Allegro con fuoco
3. Adagio tranquillo e espressivo
4. Finale. Moderato sostenuto - quasi Allegro non tanto - Allegro piú mosso
Besetzung:
2 Fl. (auch Bassfl.) - 2 Ob. - Englischhorn - 2 Kl. in B - Basskl. - 2 Fg. - Kontrafg. - 4 Hn. in F - 4 Trp. in B - 2 Pos. - Basspos. - Tb. - Pauken - Schlagwerk (2 Spieler) - Streicher
Mindestbesetzung 76 Musiker*innen
Dauer: ca. 50 min
Uraufführung möglich!

Zum Stück:
Die erste Sinfonie in c-moll von Christoph Schambach wurde komponiert 2014/2015, doch passt sie nicht in das aktuelle Klischee “Neuer Musik“. Sie ist der Versuch, bewusst an die große sinfonische Tradition anzuknüpfen, die gerade in Mitteleuropa zu Hause war und hier ihre beeindruckendsten Werke hervorgebracht hat. Sie möchte dem Publikum auf diesem Gebiet neue anspruchsvolle Literatur bieten. Es geht dem Komponisten nicht um ungewohnte Techniken oder spektakuläre Experimente, sondern darum, mit dem anspruchsvollen historisch gewachsenen Handwerk der Kompositionskunst Neues zu schaffen - mit analogen Klangtechniken, in nachvollziehbarer Tonsprache. Das leistet diese Sinfonie.
Insofern ist das eigentlich Neue und Innovative dieser 1. Sinfonie von Christoph Schambach die Besinnung des Komponisten auf die hohe Kunst der klassischen Kompositionstechnik und sein persönliches Bekenntnis dazu – sie ist ein modernes zeitgemäßes Werk großartiger klassischer Musik.





Satzkonzeption
Der erste Satz ist eine Art freie Sonatenhauptsatzform, wie in allen großen klassischen Sinfonien.
Der zweite Satz ist ein typisches Scherzo ( A B A ). Das Hauptthema des Scherzos ( g c fis - Hauptmotiv der West Side Story von Leonard Bernstein ) ist ein Bekenntnis des Komponisten zur westlichen Demokratie.
Der dritte langsame Satz ist, wie oft üblich, die freie Fantasie über ein Thema, welches der Komponist in seiner Vertonung des Stückes “Baal“ von Bertolt Brecht ( aufgeführt am Landestheater Magdeburg ) verwendet hat.
Der vierte klassische Finalsatz endet, der großen sinfonischen Form entsprechend, mit einem feierlichen Choral und seinem Kontrapunkt.
Die gedankliche Klammer zu allen vier Sätzen bildet ein zweistimmiges Motiv, welches kontrapunktisch zum einen streng diatonisch und zum anderen streng chromatisch geführt wird.

“... Unter dem Einfluss des doktrinären Intellektualismus der ernsten Musikfreunde war es eine Zeit lang Mode, die Melodie zu verachten.
Ich denke allmählich wie das große Publikum: dass nämlich die Melodie den obersten Platz in der Hierarchie der Elemente behalten muss, aus denen die Musik sich zusammensetzt. Die Melodie ist das wichtigste dieser Elemente, nicht weil sie besonders unmittelbar erfasst werden kann, sondern weil sie die beherrschende Stimme der Symphonie ist, wörtlich wie bildlich. ...”
[Igor Strawinsky "Musikalische Poetik" 1949]

Inhaltliche und kompositorische Konzeption:
Der erste Satz beginnt mit einer entspannten Atmosphäre und führt den Hörer langsam in die Dramatik des Werkes hinein. Durch die gedeckten, indifferenten Klangflächen entsteht zu Beginn des ersten Satzes eine leicht nordische mystische Stimmung. Die folgende Durchführung, die man als bodenständig mitteleuropäisch bezeichnen könnte, ist eine bewusste Anlehnung an die große europäische Sinfonik. Zum Schluss des Satzes folgt die Auflösung durch tänzerische Elemente fast südländischen Temperamentes. All dies geschieht durch eine Arbeit, die sich trotz allem konsequent am Thema hält – dem diatonischen Motiv mit seinem chromatischen Kontrapunkt. Dieser ganz bewusst gespannte Bogen möchte als großer europäischer Gedanke alle Kulturen von Nord nach Süd einbeziehen, niemanden ausschließen, er feiert die reichhaltige Vielfalt unserer kulturellen Gemeinschaft.
Dieser völkerverständigende Wunsch wird im zweiten Satz aufgegriffen und weitergeführt. Verarbeitet wird ein Grundmotiv der “West-Side-Story“ (aufsteigende Quarte mit anschließendem Tritonus), welches im klassisch romantischen Sinne verarbeitet wird. Insofern findet sich ein weiterer Bogen, verankert in unserem eigenen Kulturkreis schafft er eine Verbindung zwischen Europa und Amerika. So steht dieser interkontinentale Gedanke auch als sehr persönliches Bekenntnis des Komponisten zur westlichen Demokratie.
Im dritten Satz erklingt ein Hauptmotiv im Englischhorn, welches bereits in der Vertonung des Stückes “Baal“ von Bertolt Brecht vom Komponisten verwendet wurde. Auch hier finden wir in der folgenden Bearbeitung deutliche slavische Klangfarben oder traditionell jüdische modale Wendungen, die den Wunsch nach Einbeziehung vielfältiger kultureller Richtungen deutlich macht.
Im vierten Satz der Sinfonie begegnet uns der Gegensatz zwischen einer sakral feierlichen Stimmung durch den Choral, angestimmt in den drei Posaunen, und dem folgenden etwas melancholisch, aber auch fast heiteren tänzerischen Kontrapunkt im Englischhorn. Das Seitenthema bildet ein sarkastischer, chromatischer Walzer für zwei Soloviolinen, der gegensätzlicher nicht sein könnte und mit dem Vorangegangenen unvereinbar scheint. In der Coda, dem Ende des Satzes und der gesamten Sinfonie, die temporär sogar nach Dur moduliert, hören wir einen versöhnlichen Trost. Zum Schluss erklingen beide Hauptmotive des Satzes zusammen, vereinigen sich zu einem großen Gedanken, und enden unisono auf dem Grundton c, mit dem die Sinfonie auch begonnen hat.
Dieses klassische Finale könnte als Sinnbild dafür stehen, dass sich mitunter ausweglos erscheinende Gegensätze und Konflikte lösen lassen. Die Vereinigung gegensätzlicher Motive (diatonisch – chromatisch), ebenso die Verschmelzung verschiedener Rhythmen in diesem Schlusssatz (6/8, 3/4, 2/4) zeigen wirkungsvoll auf, dass scheinbar Unvereinbares oder Gegensätzliches durchaus in Harmonie zueinander finden können. Im kulturvollen Umgang miteinander können wir zu erstaunlichen Lösungen kommen – dafür lohnt sich jede anstrengende Arbeit. Sinnbild dafür ist die kompositorisch-musikalisch besondere Leistung des Komponisten und diese seine erste Sinfonie.
Hören Sie selbst!
Die Klangbeispiele (Sample Sounds als Demo) sind kurze Ausschnitte und vermitteln einen ersten Eindruck. Bei Interesse stellen wir Ihnen die vollständigen Audio-Demos zur Verfügung, ebenso die dazugehörige Partitur. Fragen Sie gerne nach!
1. Satz - Allegro ma non troppo
2. Satz - Scherzo
3. Satz - Adagio tranquillo e espressivo
4. Satz - Finale

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